Erasmus+ für LehrkräfteWer ins kalte Wasser springt, taucht ins Meer der Möglichkeiten!

Von München aus starteten wir am 11. März 2023 gen Helsinki, um im Rahmen des Erasmus+-Lehrerfortbildungsprogramms möglichst viele Inspirationen aus Finnland nach Starnberg zu tragen. Der Anbieter der Fortbildung „Lernen in Europa: Ansprüche und Praxis der Förderung in finnischen Schulen“ schreibt hierzu: „Bildung und Schule haben sich in Europa unterschiedlich entwickelt. Diese Unterschiede bieten die Möglichkeit voneinander zu lernen, nicht nur über nationale Grenzen hinweg, sondern auch über die Grenzen im eigenen Kopf.“ Vor allem nach der kräftezehrenden Corona-Zeit, war es uns wichtig zu erfahren, worin diese Unterschiede bestehen. Das gängige Konzept und den eigenen Trott zu hinterfragen, Optimierungspotenzial zu erkennen und einen internationalen Austausch mit Lehrkräften anderer Länder und anderer Schulen zu pflegen: Das war unser bescheidenes Ziel.

Frau Feiten mit ihren beiden Kolleginnen im verschneiten Finnland
Frau Feiten (links) mit ihren beiden Kolleginnen im verschneiten Finnland

Nach einem interessanten Tag in Helsinki reisten wir nach Turku, wo unsere eigentliche Fortbildung stattfand. Der erste Tag startete gemeinsam mit unserer Seminarleitung Anke Michler-Janhunen, einer Deutsch-Konversationslehrerin und Übersetzerin mit Berufserfahrung in Finnland und Deutschland, zur Besichtigung einer neunjährigen Gemeinschaftsschule mit Förderschwerpunkt.

Am zweiten Tag stand ein Seminar auf dem Programm: Anke Michler-Janhunen teilte ihre Erfahrungen aus dem Schulalltag mit uns und stellte den Seminarteilnehmenden das in Finnland gängige elektronische Klassentagebuch „WILMA“ vor. Im Gegensatz zum hierzulande gebräuchlichen System „WebUntis“ kann über dieses Klassentagebuch auch gleich mit den Eltern kommuniziert werden. Auch die Dokumentation mündlicher Noten ist damit möglich. Der Vorteil – alles läuft über ein System, nicht über viele verschiedene.

Zur Wochenmitte waren wir in eine Gemeinschaftsschule eingeladen. Nach einer herzlichen Begrüßung durch die Direktorin Kaisu Metsä-Tokila hatten wir die Möglichkeit, in verschiedenen Klassen zu hospitieren. Im Englischunterricht schlackerten wir mit den Ohren: selbst die als von der Lehrkraft als „eher schwach“ eingestuften Schülerinnen und Schüler beeindruckten uns mit ihren Sprachkenntnissen. Selbstverständlich kam die naheliegende Frage auf: Woran liegt's? Die Lehrkräfte waren hier einer Meinung: Der größte Faktor sind die nicht synchronisierten Filme. Im finnischen Fernsehen werden große Blockbuster grundsätzlich auf Englisch ausgestrahlt, da sich für das kleine Land keine Synchronisation lohnt.

Plakat mit der englischen Aufschrift: You are never alone when lost in the magic of a book.
Lesen nimmt einen hohen Stellenwert in Finnland ein.

Am Donnerstag durften wir die finnische Bibliothekskultur miterleben. Lesen nimmt in Finnland einen hohen Stellwert ein. Schon die ganz Kleinen besuchen regelmäßig die Bibliothek – und bleiben deshalb auch im höheren Alter bei dieser schönen Tradition. Die deutlich niedrigere Rate funktioneller Analphabeten (Finnland ca. 1 % im Gegensatz zu Deutschland mit erschreckenden 12 %) lässt sich gut nachvollziehen. Der Zugang zu Bibliotheken ist sogar im Gesetz verankert. Wer nicht in der Nähe wohnt, hat Anspruch auf einen Bücher-Bus, der die Leserinnen und Leser mit immer neuem Material versorgt. Das staatliche Interesse an der Schaffung einer belesenen Bevölkerung wird zudem anhand der Ausstattung der Bibliotheken deutlich. Sämtliche Bevölkerungsschichten jeglicher Einkommensstufe sowie Altersstruktur ist in der Bibliothek anzutreffen. Neben Büchern und Zeitschriften werden auch Tonträger (je nach aktueller Mode nun auch wieder Schallplatten), Musikinstrumente und Veranstaltungen zu aktuellen Neuveröffentlichungen sowie brisanter Themen angeboten. Das „Lesen“ ist somit in Finnland nicht aus der Mode gekommen. Im Gegenteil, als Außenstehender hat man den Eindruck, als wäre Lesen ein natürlicher Bestandteil der finnischen Kultur.

Der für uns als FOS-Lehrkräfte interessanteste Tag war gleichzeitig der letzte. Es ging zur Normschule in Turku. An dieser Schule werden in enger Verzahnung mit der Universität Lehrkräfte ausgebildet und neue Methoden erprobt. Der internationale Wirtschaftsunterricht in der Oberstufe verblüffte: Die Schülerinnen und Schüler diskutierten wie selbstverständlich mit fremdsprachlicher Sicherheit Themen der Einkommens- und Vermögensverteilung auf Englisch, z. B. den Gini-Koeffizienten. Im Gespräch mit der Lehrkraft und den Schülerinnen und Schülern konnten wir einige Anregungen für den eigenen Unterricht mitnehmen.

Die Woche in Finnland war nicht nur kulturell interessant, sondern auch sehr lehrreich. Wir hoffen, durch die im Anschluss gehaltenen Fortbildungen an unserer Fachoberschule unser Lehrerteam inspiriert zu haben! Der Blick über den Tellerrand lohnt sich!

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